Esther Brunner konnte eine sehr erfreulich grosse Zahl von Mitgliedern zur Tagung begrüssen. Insgesamt nahmen rund 70 Mathematikdidaktikerinnen und -didaktiker der deutschsprachigen Schweiz an der Tagung teil und trafen sich zu einem interessanten wissenschaftlichen Programm und einem kollegialen Austausch.
Drei Themen prägten das Tagungsprogramm: An erster Stelle stand mit kurzen Impulsen die Schönheit der Mathematik, die nach Godfrey Hardy, einem berühmten englischen Mathematiker, zu den wichtigsten Kriterien der Mathematik überhaupt gehört (Hardy: «Es gibt keinen Platz in der Welt für hässliche Mathematik!»). Dr. Stephan Schönenberger, PHTG gab einen kurzen Einblick zu einer interaktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Knoten und Eugen Jost aus Thun stellte seine mathematischen Bilder vor.
Das zweite Thema, dem sich das wissenschaftliche Programm widmete, kreiste um Mathematik als Sprache und das mathematische Gespräch. Prof. Dr. Uta Häsel-Weide von der Universität Paderborn führte in ihrem Referat zum Thema «Interaktionen im inklusiven Mathematikunterricht. Anregen – Analysieren – Reflektieren» aus, wie bedeutsam es insbesondere auch für Lernende mit Lernschwierigkeiten ist, dass über und in Mathematik gesprochen wird, dass mündliche Erklärungen erfolgen und Problemlösungen und Vorgehensweisen gemeinsam diskutiert und begründet werden.
Im zweiten Referat mit dem Titel «Dialogische Unterrichtsgespräche als Lerngelegenheit und Herausforderung für Lernende und Lehrpersonen» beleuchtete Prof. Dr. Christine Pauli von der Universität Fribourg die Fachspezifität von Unterrichtsgesprächen. Sie zeigte u.a. mit Ergebnissen aus einer aktuellen Forschungsstudie, dass sich Klassengespräche im Mathematikunterricht der Sekundarstufe von Gesprächen im Geschichtsunterricht unterscheiden.
Die beiden Referate wurden jeweils anschliessend von den anwesenden Mathematikdidaktikerinnen und -didaktikern anhand von Fragen vertiefend in Gruppen diskutiert, nicht zuletzt im Hinblick darauf, was diese Forschungsergebnisse für die Aus- und Weiterbildung von Mathematiklehrpersonen bedeuten.
Als drittes stand ein mehrfaches Jubiläum des Vereins GDM Schweiz im Zentrum. Dieses hätte 2021 gefeiert werden sollen. Aber infolge der Corona-Pandemie musste die Tagung 2021 abgesagt und auf 2022 verschoben werden. Gregor Wieland, Bern und Prof. Dr. Kathleen Philipp, FHNW blickten zurück auf die Geschichte der GDM CH. Gregor Wieland berichtete von den Anfängen und davon, dass vor 49 Jahren – 1973 – die erste Weiterbildung für amtierende Mathematikdidaktikpersonen an den Lehrerinnen- und Lehrerseminarien in der Schweiz statt, ohne dass es damals die Berufsbezeichnung «Mathematikdidaktiker:in» schon gegeben hätte. Diese Weiterbildungstagungen wurden in der Folge regelmässig jährlich als fachlichen Austausch weiter gepflegt und bilden heute die Jahrestagung der GDM Schweiz. Aus der damals noch kleinen Gruppe von Pionieren und wenigen Pionierinnen entstand dann vor 21 Jahren – 2001 – der «Arbeitskreis Schweiz-Liechtenstein» der GDM Deutschland. Dieser Arbeitskreis war organisatorisch Teil der GDM Deutschland und als solcher nicht unabhängig. 2014 wurde daraus ein eigener Landesverband der GDM – die GDM Schweiz – gegründet, der als eigenständiger Landesverband mit der GDM in Deutschland zusammenarbeitet und sich in der (deutschsprachigen) Schweiz mit den Anliegen der Mathematikdidaktik und der Mathematikdidaktikpersonen hier vor Ort befasst.
Integriert in die Jahrestagung ist immer auch die Mitgliederversammlung, die wie gewohnt auch diesmal die Präsidentin Esther Brunner leitete.
Abgeschlossen wurde die interessante und gewinnbringende Tagung mit einem reichhaltigen Apéro in den Räumlichkeiten des neuen Ergänzungsbaus Z der PHTG und einem regen Austausch und angeregten fachlichen Gesprächen.