Wie eine Reise in eine mir unbekannte Gegend mein Leben so verändert hat, und doch auf eine Weise gleichgeblieben ist.
Einmal im Leben eine Reisedestination als mein zu Hause bezeichnen zu können und dort meinen erlernten Beruf ausüben zu können, das hätte ich mir am Anfang meines Studiums noch nicht auszumalen gewagt. Obwohl ich immer davor geträumt habe, einmal im Ausland zu leben und zu arbeiten, hätte ich damals nicht gedacht, dass aus dieser Idee so schnell sieben Jahre werden können.
Angefangen hat es bei mir -wie so oft- mit einer längeren Südamerikareise, in der ich Peru und andere Länder länger bereist habe. Lima hat mir, anders als anderen Reisenden, von Anfang an gut gefallen. Zuerst entdeckte ich die touristischen Orte, wie Miraflores, den Malecón, die guten Restaurants und die ausgewählten Orte im Zentrum. Als ich dann nach meiner Reise nach einem Jahr wieder zurück an meine alte Stelle kam, merkte ich schnell, dass ich mich verändert habe, die alte Stelle aber gleichgeblieben ist. Es hat mich nicht mehr viel an diesen Ort gebunden, obwohl die Schule und das Team sehr angenehm waren.
Noch vor den Herbstferien schaute ich mich nach offenen Stellen im Ausland um und entdeckte dort die Stelle 3./4. Klasse in Peru. Nach einigen Zweifeln, ob ich mich darauf bewerben soll oder nicht, -ich arbeitete bis anhin seit meiner Ausbildung nur als Kindergärtnerin- entschied ich mich trotzdem, den Schritt zu wagen und mich auf diese Stufe einzulassen, die ich immerhin aus den Praktika während meiner Ausbildung an der PH Bern kannte.
Bald schon merkt man, dass zwischen Schweiz und Peru doch vieles sehr unterschiedlich abläuft, sei es im Schulalltag mit den Schülerinnen und Schülern, mit den Eltern oder auch ausserhalb der Schule. Doch was anfangs sehr mühsam erscheinen mag, daran gewöhnt man sich mit der Zeit und lernt es sogar zu lieben und schätzen. So findet man beispielsweise innerhalb einer Woche ziemlich einfach eine gute Wohnung, einzugsbereit.
Zum einen müssen wir Schweizer uns daran gewöhnen, dass wir sowohl in der Schule, als auch im Privatleben, in einer Art Bubble leben. Das bedeutet auch, dass wir an einer Privatschule arbeiten und wir es somit mehrheitlich mit eher wohlhabenden Familien zu tun haben. Wie in vielen Ländern in Lateinamerika ist gute Bildung den Gutbetuchten vorbehalten.
Unser Ziel hier kann es also nicht sein, die Welt verbessern zu wollen; aber wir können den Kindern, die unsere Schule besuchen, einen sicheren und geschützten Rahmen bieten und ihnen unsere Werte, wie Solidarität und Respekt auf den Weg geben.
So ist es für uns umso schöner zu hören, dass unsere Schule in Lima, wenn nicht sogar in ganz Peru, zu einer der Besten gehört und dass unsere Schülerinnen und Schüler nach ihrem Schulabschluss national aber auch international gute Anschlussmöglichkeiten haben.
Unsere Arbeit hier unterscheidet sich in vielen Hinsichten zur Arbeit in der Schweiz. Die Schule bietet den Kindern ein sehr familiäres Umfeld, so ist es für uns anfangs oft auch neu, dass die Kinder uns beim Vornamen nennen, oft die Nähe suchen und uns auf dem Pausenhof oder während der Klasse umarmen. Oder die Tatsache, dass wir an der Schule eine Kopierfrau haben, die uns jeden Wunsch und jedes Anliegen in kürzester Zeit auf Papier bringt. Auch eine hauseigene Krankenschwester oder ein Psychologenteam an der eigenen Schule zu haben, war für mich eine Neuheit.
Und doch ist der Auftrag und die Motivation, die wir hier haben, nämlich Wissen zu vermitteln und junge heranwachsende Menschen für ihren weiteren Lebensweg vorzubereiten, schlussendlich gleich wie in der Schweiz.
Und so kommt es, dass ich jetzt nach fast sieben Jahren morgens aufstehe, mich bereit mache, um zur Schule zu fahren, doch immer noch ab und zu selber davon überwältigt bin, dass ich diesen Traum - die Ferne zu meinem zu Hause zu machen- verwirklichen konnte.
Dieses Gefühl, etwas erreichen zu können, das wünsche ich allen werdenden und erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schülerinnen und Schülern.