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Am 20. November 2025 wurde an der PH Thurgau über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert. Ob Sokrates, Pestalozzi oder Fröbel – die Idealisierung von Helden (und später auch von Heldinnen) ist in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung noch immer weit verbreitet.

Geht es bei dieser Rückbesinnung um eine Traditionsstiftung der Disziplin, um die Legitimation einer Praxis oder um die Ästhetik von schönen Zitaten? Oder wird mit der Zuschreibung von Autorität an andere erhofft, die eigene zu stärken? Oder geht es schlicht um Orientierung in einer Profession, bei der Unsicherheiten und Antinomien zum Alltag gehören? Und nicht zuletzt: Was ist ein adäquater Umgang mit Heldinnen und Helden, deren Schattenseiten nachträglich bekannt werden?

Diesen Fragen ging die öffentliche Veranstaltung anhand des Beispiels der Rezeption Maria Montessoris mit zwei Vorträgen und einer Podiumsdiskussion nach. Prof. Dr. Sabine Seichter (Universität Salzburg) analysierte das anthropologische Hauptwerk Montessoris, verwies auf die darin enthaltenen eugenischen und rassenorientierten Vorstellungen und problematisierte damit Montessoris «Traum vom perfekten Kind». Prof. Dr. Roland Reichenbach (Universität Zürich) sah wiederum im guten Ruf der Montessori-Pädagogik einen Mythos, der «Trost, Anschubkraft und Sinnstütze» gleichermassen bieten kann, soweit er nicht dogmatisch und ohne Interesse an alternativen Perspektiven funktioniere. In der anschliessenden Podiumsdiskussion diskutierten neben Sabine Seichter und Roland Reichenbach auch Prof. em. Dr. Jürgen Oelkers (Universität Zürich) gemeinsam mit dem Publikum intensiv über die Frage der Funktion von Heldinnen und Helden in der Pädagogik. Kontrovers wurde debattiert, wie wir in der Pädagogik mit problematischen Seiten von Heldinnen und Helden umzugehen haben und wie voraussetzungsreich ein kluger Umgang damit ist. Die Debatte verwies auf weiteren Gesprächsbedarf und führte zu einer angeregten Auseinandersetzung, die über Pause und Apéro weitergeführt wurde.

Anschliessend an die öffentliche Veranstaltung fand am Folgetag eine internationale Arbeitstagung zur globalen Rezeption und Ausbreitung der Pädagogik Maria Montessoris statt. Bildungshistorikerinnen und Bildungshistoriker aus Deutschland, Italien und der Schweiz präsentierten aus ihren Forschungsprojekten aktuelle Befunde dazu, über welche Wege die Pädagogik Montessoris sich international verbreiten konnte, wo die Grenzen der Ausbreitung lagen und wie sich die Inhalte über die Rezeption verändert haben.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Universität Zürich (Prof. em. Dr. Jürgen Oelkers), der Universität Koblenz (Dr. Marc Fabian Buck), der PH FHNW (Prof. Dr. Patrick Bühler) und der PH Thurgau (Dr. Daniel Deplazes und Prof. Dr. Philipp Eigenmann) organisiert und vom Schweizerischen Nationalfonds und der Arbeitsgruppe Historische Bildungsforschung der Schweizerischen Gesellschaft für Bildungsforschung finanziell unterstützt.

An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.
An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.
An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.
An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.
An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.
An der PHTG wurde über die Bedeutung von Heldinnen und Helden in der Pädagogik diskutiert.